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Glasschule

Die in Celle sogenannte „Glasschule“ des Architekten Otto Haesler zählt zu den deutschlandweit bedeutendsten Reformschulen des Neuen Bauens.
Otto Haesler hatte mit dem Slogan „Gesunder Geist muß in gesundem Körper wohnen“ 1926 einen seiner drei Wettbewerbsentwürfe betitelt, der zur Ausführung bestimmt wurde.

Der Kubus des Schulhauses besitzt zwei Flügelbauten von drei Geschossen. Darin brachte Haesler neun Klassenzimmer für Mädchen und neun für Jungen unter, sowie mehrere Fachräume. Die beiden Flügelbauten rahmen die etwas niedrigere, einst multifunktionale Halle für Sport und Kulturveranstaltungen. Die Glasdecke ist aufgrund von Feuchtigkeitsschäden abgedeckt.

Für die damalige Zeit hochmodern war die ausgeklügelte, funktionale Erschließung der Hallenschule mit drei Eingängen und vier Treppenhäusern. Außergewöhnlich war auch die farbige Gestaltung der Halle und der Klassenräume, die noch heute über hochliegende Fensterbänder „schattenlos“ belichtet werden. Den weißen Außenbau akzentuierten farbige Baudetails, wie Gesims und Vordächer der Eingänge. Ein Novum der Schule war die Einrichtung einer Lehrküche zum Erlernen funktionaler Kochabläufe auf der Basis der Frankfurter Küche.



Gleich nach der Einweihung des Gebäudes am 18. Mai 1928 wirkte die nationale und internationale Berichterstattung wie ein Magnet auf Architekten, Politiker und Schulfachleute aus aller Welt.

In den ersten zwei Jahren nach dem Bau haben über 8.000 auswärtige Besucher die Schule besichtigt. Die Berliner Morgenpost schrieb einst:

Das Schulhaus in Celle bedeutet zweifellos einen gewaltigen Fortschritt für die Ausgestaltung unserer Schulbauten; und hier kann das große Berlin von der kleinen Provinzstadt viel lernen!"

Damit der Schulbetrieb unter dem Besucheransturm von damals nicht allzu stark litt, wurden Besichtigungszeiten am Sonntag und am Donnerstagnachmittag, verbunden mit einem Eintrittsgeld von 50 Pfennig, eingerichtet. Von den Einnahmen wurde dann Milch für die damaligen Schüler gekauft.

Die Fassade der Schule wird geprägt durch waagerechte Fensterreihen, die teils in die verglasten Treppenhäuser münden. Insgesamt ca. 1.800 Fenster mit etwa 3.050 Scheiben prägten den Spitznamen: Glasschule.

Unsere Schule sieht ein bisschen aus wie ein Schuhkarton mit Bandfenstern“,

stellte eine Schülerin fest. Und tatsächlich sprach auch haesler von waagerechten Fensterbändern an den Längsseiten, die in den einzelnen Klassenräumen nicht durch störende Pfeiler unterbrochen werden und somit einen gleichmäßigen Lichteinfall gewährleisten sollten.

Bemerkenswert waren das Miteinander von Tages- und Kunstlicht, sowie die Farbgestaltung durch den Kunstmaler Karl Völker: Graue, schwarze und rote Türen, hellgraue Wände, blaue Vorhänge und das rote Vordach. Diese farbliche Abstimmung, die haesler so wichtig war, ist im Laufe der Jahre durch Umbauten und Sanierungen teilweise verloren gegangen. 

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